Informatikunterricht in Hessen
Angebot des Informatikunterrichts
Schulformübergreifend findet kein verbindlicher Informatikunterricht statt.
Im gymnasialen Bildungsgang kann Informatik als Teil des Wahlunterrichts je einstündig ab der Jahrgangsstufe 7 angeboten werden.1
In den Bildungsgängen der Haupt- und Realschule kann im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts (WPU) Informatik eingerichtet werden, jedoch liegt keine eigene curriculare Grundlage für diese Bildungsgänge vor.2
Der Informatikunterricht für die Sekundarstufe I ist in Tabelle 1 zusammengefasst.
JAHRGANGSSTUFEN | ||||||
5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | |
Hauptschule | — | — | — | — | — | — |
Mittelstufeschule | — | — | — | — | — | — |
Verb. Haupt-/Realschule | — | — | — | — | — | — |
Realschule | — | — | — | — | — | — |
Integrierte Gesamtschule | — | — | —a | —a | —a | —a |
Kooperative Gesamtschule | — | — | —a | —a | —a | —a |
Gymnasium | — | — | O | O | O | O |
ANMERKUNGEN | P PflichtfachI WahlpflichtfachO Wahlfach— = nicht gegeben a im gymnasialen Bildungsgang O möglich |
Nachweise
1 Verordnung über die Stundentafeln für die Primarstufe und die Sekundarstufe I, §§ 8–11, 13–14. [Web]
2 Auskunft Expertenkreisaus dem Bundesland.
In der gymnasialen Oberstufe kann das Fach Informatik auf der Basis eines Kerncurriculums sowohl in der Einführungs- als auch in der Qualifikationsphase angeboten und als Prüfungsfach im Abitur belegt werden.
Die Stundentafel der Einführungsphase enthält keine Zuordnung von Wochenstunden für das Fach Informatik, jedoch können über den dort beschriebenen Mindestrahmen hinaus weitere Fächer im Kompensations-, Orientierungs- bzw. Profilbildungsstundenbereich durch die Schule angeboten werden. Informatik kann zwei- bis dreistündig angeboten und belegt werden.1
In der Qualifikationsphase ist eine Belegung im Rahmen eines zwei oder drei Wochenstunden umfassenden Grundkurses möglich. Darüber hinaus kann Informatik fünfstündig auf erhöhtem Anforderungsniveau (Leistungsfach) angeboten und belegt werden.2
Bezüglich der Belegungsverpflichtungen ist Informatik den naturwissenschaftlichen Fächern zwar nicht vollständig gleichgestellt, kann diese aber teilweise ersetzen.3
In einem Leistungsfach Informatik wird schriftlich geprüft.4 In einem während der Einführungs- und Qualifikationsphase durchgängig belegten Grundkursfach Informatik kann als drittes Prüfungsfach schriftlich, als viertes Prüfungsfach mündlich und als fünftes Prüfungsfach in Form einer Präsentation oder mündlich geprüft werden.5
Informatik kann somit in die Berechnung der Gesamtqualifikation der Abiturnote eingebracht werden und ist insofern bei der Wahl als Prüfungsfach gegenüber anderen Fächern gleichwertig.6
Tabelle 2 fasst den Informatikunterricht in der gymnasialen Oberstufe zusammen.
BELEGUNG | ABITURPRÜFUNGEN | ||||||
E | QgA | QeA | MINT-Gleichstellung | S | M | A | MINT-Gleichstellung |
IIa | III | IIIII | ja | ja | ja | ja | ja |
ANMERKUNGEN | E = EinführungsphaseQgA = Qualifikationsphase, grundlegendes AnforderungsniveauQeA = Qualifikationsphase, erhöhtes AnforderungsniveauP PflichtfachI WahlpflichtfachO Wahlfach— = nicht gegeben S = schriftlichM = mündlichA = andere Formen a Wahlpflichtfach Informatik aus Jahrgangsstufe 10 bzw. 11 möglich; auch III möglich |
Nachweise
1 Oberstufen- und Abiturverordnung (OAVO), § 11 (1), (3). [Web]
2 Ebd., § 13 (7) Nr. 4.
3 Ebd., § 13 (2), (4).
4 Ebd., § 13 (9), Anlage 7.
5 Ebd., § 24 (2).
6 Ebd., § 24 (1), (4), (6).
Für die Sek I liegt ein Kerncurriculum für das Wahlfach Informatik im gymnasialen Bildungsgang vor.1
Für die Einführungs- und Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe liegen ein Kerncurriculum sowie ein Lehrplan für das Fach Informatik vor.2,3
Tabelle 3 fasst die vorliegenden Lehrpläne gegliedert nach Schulart und Jahrgangsstufe zusammen.
SEKUNDARSTUFE I | OBERSTUFE | ||||||||
5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11E | QgA | QeA | |
Hauptschule | — | — | — | — | — | — | — | — | — |
Mittelschule | — | — | — | — | — | — | — | — | — |
Verb. Haupt-/Realschule | — | — | — | — | — | — | — | — | — |
Realschule | — | — | — | — | — | — | — | — | — |
Integrierte Gesamtschule | — | — | —a | —a | —a | —a | pb | pb | pb |
Kooperative Gesamtschule | — | — | —a | —a | —a | —a | pb | pb | pb |
Gymnasium | — | — | pa | pa | pa | pa | pb | pb | pb |
ANMERKUNGEN | p eigenständiges Fachi interdisziplinäres Facho fächerübergreifender Unterricht— = nicht gegeben 11E = Einführungsphase (G9) QgA = Qualifikationsphase, grundlegendes Anforderungsniveau QeA = Qualifikationsphase, erhöhtes Anforderungsniveau a Wahlfach Informatik im gymnasialen Bildungsgangb Informatik (Oberstufe) |
Die Primarstufe umfasst die Grundschule mit den Jahrgangsstufen 1 bis 4. In der Sekundarstufe I (Sek I) existieren mit der Hauptschule, der Mittelstufenschule, der verbundenen Haupt- und Realschule, der Realschule, der integrierten und kooperativen Gesamtschule sowie dem Gymnasium sieben verschiedene Schularten, welche die Jahrgangsstufen 5 bis 10 (bzw. 5 bis 9) abdecken und entsprechende Bildungsgänge ermöglichen. Die gymnasiale Oberstufe gliedert sich in die einjährige Einführungsphase und die zweijährige Qualifikationsphase. Der Gymnasialzweig der kooperativen Gesamtschule sowie die Mittelstufe des Gymnasiums (Sekundarstufe I) kann fünfjährig (Jahrgangsstufen 5 bis 9), sechsjährig (Jahrgangsstufen 5 bis 10) oder parallel fünf- und sechsjährig organisiert werden. Eine Übersicht über die allgemeinbildenden Schulen in Hessen zeigt nachfolgende Abbildung.1
G8 | G9 | ||||||||||||||||||||||||||||
13 | |||||||||||||||||||||||||||||
12 | 12 | ||||||||||||||||||||||||||||
11 | 11 | ||||||||||||||||||||||||||||
10 | 10 | ||||||||||||||||||||||||||||
9 | 9 | ||||||||||||||||||||||||||||
8 | 8 | ||||||||||||||||||||||||||||
7 | Mittelstufen- | Haupt- und | Integrierte | Kooperative | 7 | ||||||||||||||||||||||||
6 | Hauptschule | schule | Realschule | Realschule | Gesamtschule | Gesamtschule | Gymnasium | 6 | |||||||||||||||||||||
5 | 5 | ||||||||||||||||||||||||||||
4 | 4 | ||||||||||||||||||||||||||||
3 | 3 | ||||||||||||||||||||||||||||
2 | Grundschule | 2 | |||||||||||||||||||||||||||
1 | 1 |
Nachweise
1 Hessisches Schulgesetz, § 11. [Web]
Hessen hat im Schuljahr 2022/23 den Schulversuch für ein Unterrichtsfach „Digitale Welt“ gestartet. Das Schulfach „Digitale Welt“ soll Verständnisgrundlagen schaffen, wie digitale Technologien zur Lösung von sozialen, ökologischen und ökonomischen Fragestellungen und zur Erklärung aktueller Phänomene beitragen können. Es zielt darauf ab, ein Verständnis für Phänomene und Funktionen digitaler Entwicklungen zu vermitteln sowie Kompetenzen zum Lösen interdisziplinärer Herausforderungen mithilfe informatischer Strategien und digitaler Möglichkeiten zu fördern. Im Schuljahr 2023/24 wird Hessen seinen Schulversuch „Digitale Welt“ ausweiten und weiteren Schulen die Teilnahme ermöglichen. Für diesen konnten sich Schulen bewerben. Nach einem Start im laufenden Schuljahr mit Schülerinnen und Schülern (SuS) der Jahrgangsstufe 5 aus zwölf weiterführenden Schulen, die im kommenden Schuljahr in die Jahrgangsstufe 6 geführt werden, wird das Vorhaben somit ausgebaut. Das Hessische Kultusministerium entwickelt derzeit in enger Zusammenarbeit mit den unterrichtenden Lehrkräften und in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main ein handlungsorientiertes, praxisnahes Curriculum.1
Nachweise
1 Hessisches Kultusministerium (Hrsg.): Schulversuch Unterrichtsfach „Digitale Welt". [Web]
Kennzahlen zum Informatikunterricht
Informatikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler (SuS) ist wichtig, um diese für das Leben und Arbeiten in einer modernen Gesellschaft zu befähigen. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der KMK – im Einklang mit Forderungen aus Zivilgesellschaft, Verbänden und des Wissenschaftsrats – fordert daher ein Pflichtfach Informatik im Umfang von sechs Wochenstunden über die gesamte Sekundarstufe I. In den G9-Gymnasien in Hessen wird kein Pflichtfach Informatik angeboten. Schwerpunkte setzen diese Gymnasien im Kernbereich und in den Gesellschaftswissenschaften (mit drei bzw. zwei Wochenstunden über dem Durchschnitt der G9-Gymnasien).
Stundentafel des Gymnasiums
Anzahl der Pflichtstunden im G8-Bildungsgang (Jahrgangsstufen 5 bis 10)
A | Kernbereich: Deutsch, Mathematik, 1. Fremdsprache, 2. Fremdsprache |
Naturwissenschaftlich−technischer Bereich (Nawi): Biologie, Chemie, Physik | |
Gesellschaftswissenschaftlicher Bereich (Gewi): Geschichte, Geographie, Politik, Gemeinschaftskunde, Sozialkunde, Ethik, Religion, Wirtschaft | |
Ästhetischer Bereich/Sport: Bildende Kunst, Musik, Sport | |
Profil−/Wahlpflichtbereich: Profilstunden, Wahlpflichtstunden, Poolstunden |
Ein Pflichtfach Informatik ermöglicht allen SuS den Erwerb grundlegender digitaler und technologischer Kompetenzen und kann dazu beitragen, sie für ein Informatikstudium zu begeistern. Von Hessen haben wir keine Daten zu unserer Umfrage bekommen und es liegen keine passenden öffentlichen Daten zu vielen Indikatoren vor.
In der Sekundarstufe II (Sek II) ist der Anteil der SuS mit Informatikunterricht 10 %, davon sind 20 % Schülerinnen.
I. | Anteil Schulen mit Pflichtfach Informatik | 0 % | ||
II. | Anteil Schulen mit Wahlpflichtfach Informatik1 | – | ||
III: | Anteil Unterrichtsstunden im Pflicht-/Wahlpflichtfach Informatik | – | ||
davon im Pflichtfach | – | |||
IV. | Anteil SuS mit Pflichtfach Informatik in der Sek I | 0 % | ||
davon weiblich | – | |||
V. | Anteil SuS mit Informatik in der Sek II | 10 % | ||
davon weiblich | 20 % | |||
VI. | Anteil Abiturienten mit Prüfungsfach Informatik | – | ||
davon weiblich | – |
Quelle: KMK-Daten
Datenbestand: Schuljahr 2021/22
1 Außerhalb von Schulen, die bereits Informatik als Pflichtfach anbieten.
Um das Fach Informatik in den Schulen zu verankern, benötigen die Schulen Lehrkräfte mit einer Lehrbefähigung für dieses Fach. Von Hessen haben wir keine Daten zu unserer Umfrage bekommen und es liegen keine passenden öffentlichen Daten zu vielen Indikatoren vor.
Der Blick auf die Ausbildung von Informatiklehrkräften zeigt: Im Jahr 2021 gab es an hessischen Hochschulen 74 Studienanfängerinnen und
-anfänger (davon 26 weiblich) im ersten Fachsemester, die Informatik als erstes, zweites oder drittes Unterrichtsfach studierten, und 29 Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums Informatik.
I. | Anteil Informatiklehrkräfte | – | ||
davon weiblich | – | |||
II. | Anteil Informatiklehrkräfte durch Lehramtsstudium qualifiziert | – | ||
davon weiblich | – | |||
III. | Anzahl Studienanfängerinnen und -anfänger im Lehramt Informatik | 74 | ||
davon weiblich | 26 | |||
IV. | Anzahl Absolventinnen und Absolventen im Lehramt Informatik | 29 | ||
davon weiblich | 5 |
Quelle:
Sonderauswertung Destatis, WS 21/22.
Datenbestand: Schuljahr 2021/22.
Eine ausreichende IT-Infrastruktur ist hilfreich, um Informatikunterricht in allen Facetten anbieten zu können. Von Hessen haben wir keine Daten zu unserer Umfrage bekommen und es liegen keine passenden öffentlichen Daten zu vielen Indikatoren vor.
I. | Anteil Schulen mit IT-Administratorin oder -Administrator | – |
II. | Anteil Schulen mit schnellem Breitbandanschluss (mind. 100 Mbit/s) | – |
III. | Anteil Schulen mit WLAN im Klassenraum | – |
IV. | Anzahl mobiler Endgeräte (z. B. Laptops, Tablets o. Ä.) pro 100 SuS | – |
V. | Anzahl stationärer Endgeräte (z. B. Desktop-PC o. Ä.) pro 100 SuS | – |
Für Hessen konnten wir nur auf öffentlich zugängliche Datenquellen zurückgreifen, sodass wir zu zwei von zehn Indikatoren Daten haben, die sich auf die Abdeckung des Informatikunterrichts an den Schulen und die erreichten SuS beziehen. Zu den Informatiklehrkräften liegen Daten zu vier von acht Indikatoren vor. Zum Thema IT-Infrastruktur gibt es zu keinem von fünf Indikatoren öffentliche Daten.